Erdbeben und Vulkanausbrüche gehören zunächst ganz allgemein zu den Naturgeschehnissen. Sie können reell zu Naturereignissen werden. Man spricht aber erst dann von Naturkatastrophen, wenn diese Ereignisse schwerwiegende Folgen für den Menschen, sein Leben oder sein Hab und Gut und seine Umwelt haben. Ein Erdbeben oder ein Vulkanausbruch in einer unbesiedelten Vollwüste wird daher – auch wenn es noch so stark sein sollte – nicht unbedingt zu einer Katastrophe werden. Es sei denn, dass dadurch eine seismische Flutwelle ausgelöst wird oder Flugzeuge in vulkanische Staubwolken geraten.
Die Verwundbarkeit durch eine Katastrophe hängt von der Besiedlungsdichte, auch von der Dichte der Fabrikanlagen oder Verkehrseinrichtungen ab. Diesen Fragen geht neuerdings die »Hazardforschung« nach. Hazard ist eine Zwitterbezeichnung aus dem Englischen, die sich auch bei uns eingebürgert hat, wahrscheinlich, weil sie so flexibel ist. Hazard kann »Gefahr, Wagemut, Risiko, Zufall, Wetterlaune«, beim Golfen auch »Hindernis« bedeuten. Ein Hasardeur setzt etwas auf Spiel. Ein Unterton von Risiko ist immer dabei.
Dem »natural hazard«, sei er endogen oder exogen, stellt man den »man made hazard«, den anthropogenen, etwa den technologischen gegenüber. Doch in den letzten Jahrzehnten ist der Mensch selbst zu einem geologischen Faktor geworden. Er kann beispielsweise durch das Auffüllen von Staubecken oder die Ausbeutung von Erdölfeldern Erdbeben auslösen. Es gibt sogar Stimmen, die meinen, daß das Erdbeben von Kobe im Januar 1995 durch die umfangreichen Auffüllungen zum neuen Internationalen Flughafen in der Bucht von Osaka ausgelöst worden sein könnte. Das ist jedoch unwahrscheinlich und müßte noch genauer belegt werden.
Katastrophen begleiten die Menschheit durch ihre ganze Geschichte, wenn auch direkte Hinweise aus früher Zeit nur spärlich überliefert worden sind. Ein biblisches Beispiel stammt aus dem 114. Psalm. Er beschreibt ein Erdbeben beim Auszug aus Ägypten vor 3000 Jahren:
» Das Meer sah es und floh.
Der Jordan wich zurück.
Die Berge hüpften wie Widder,
Die Hügel wie Lämmer … Vor dem Anblick deines Gebieters beben wir, Erde, vor dem Anblick des Gottes Jakobs! Er wandelt den Felsen zum Teich, Kieselgestein zum Wasserquell.«